Bruma kennt jetzt den Chef

Bruma kennt jetzt den Chef

Bruma ist ein begnadetes Fußballtalent. Das Leipziger Mittelfeld-Ass besitzt außergewöhnliche Fähigkeiten und hat diese in den letzten Monaten zunehmend entwickelt. Damit könnte sich die Prognose seines Freundes Christiano Ronaldo erfüllen, dass Bruma vor einer großen Karriere steht.

08.03.2018. Foto: Zenit https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/63/RB_LEIPZIG_VS._ZENIT_(2).jpg

Vielleicht vorteilhaft dabei: Bruma kennt jetzt den Chef. Also den legendären Sepp Herberger, der als Bundestrainer 1954 die deutsche Fußball-Nationalmannschaft zum „Wunder von Bern“ führte. 3:2 gewann „Die Mannschaft“ am 4. Juli vor 60.000 Zuschauern im Wankdorf-Stadion das Endspiel gegen die damals unbesiegbaren Ungarn und wurde sensationell Weltmeister.

Die Ungarn hatten zwei Wochen zuvor das Gruppenspiel gegen Deutschland 8:3 (!) gewonnen und führten auch im Finale bereits nach acht Minuten schon mit 2:0


Foto: Wim van Rossem / Anefo – http://proxy.handle.net/10648/a95a664c-d0b4-102d-bcf8-003048976d84, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=67640527

Doch der Chef konnte sich hier auf den Boss verlassen. Torjäger Helmut Rahn von Rot-Weiß Essen erzielte zwei Treffer und markierte wenige Minuten vor Schluss die Führung. Und dann stand im deutschen Kasten auch noch der „Fußballgott“ – Toni Turek, der am 18. Januar 2019 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte.

Nicht zu vergessen der „Alte Fritz“. Womit nicht der legendäre Preußenkönig Friedrich der Große gemeint ist, sondern Spielgestalter Fritz Walter vom 1.FC Kaiserslautern. Die geniale Seele der Mannschaft und empfindsamer Mittler zwischen pedantischem Chef und burschikosem Boss.

Zentral dabei diese Erkenntnis Herbergers: „Die größte Laufstärke und Ausdauer auf dem Platz hat der Ball.“ Womit wir zurück bei Bruma sind.

Mit seiner technischen Brillanz, Ballsicherheit und Schnelligkeit ist Bruma kaum vom Ball zu trennen. Als der portugiesische Nationalspieler im Sommer 2017 nach Leipzig kam, tanzte er seine Gegner reihenweise wie Slalomstangen aus, stürmte mit dem Ball dicht am Fuß aufsehenerregend über den halben Platz und kam schließlich wieder am Ausgangspunkt seines Laufs an …

Da kannte er Sepp Herberer und dessen Erfolgsformel noch nicht. Gut das es Professor Rangnick gibt, der alles weiß und zudem ein geduldiger Lehrer ist. Jedenfalls hat Bruma mittlerweile gelernt, den Ball früher und vorteilhaft abzuspielen. Und seitdem entwickelt er sich mehr und mehr in die Richtung, die ihm sein „großer Bruder“ Christiano einst verkündet hat.

Bruma ist ein herzlicher Mensch. Der zugleich mehr Bodenständigkeit besitzt als durch den ersten Eindruck vermittelt wird. Als der 24-Jährige aus dem Nachwuchs von Sporting Lissabon erfährt, dass Leipzig zu den traditionsreichsten Standorten des deutschen Fußballs zählt und 1903 erster Deutscher Meister wurde, leuchten seine Augen und ein staunendes Kinderlächeln verzaubern sein Gegenüber: „Das wusste ich noch gar nicht.“

Bruma ist begeistert und sachlich zugleich: „Wir sind eine junge Mannschaft und brauchen Zeit. Wenn wir geduldig und hart arbeiten, können wir unsere Fähigkeiten entwickeln und es mit jedem Gegner aufnehmen. Die Größe von damals haben wir noch nicht, aber sie ist ein Ansporn.“

Ein Leipziger Geschäftsmann, der quasi in der Red Bull Arena wohnt und dessen Herz zudem noch für den Wuppertaler SV pocht, wundert sich: „Wäre es nicht wirkungsvoll, wenn die RB-Macher neuen Spielern frühzeitig vermitteln, was für eine herausragende Tradition Leipzig besitzt. Das ist doch kein Ballast, sondern spornt junge Spieler zusätzlich an. Im Vergleich zu Leipzig sind Vereine wie der BvB doch Neugründungen.“

Holger Gemmer