„Leipziger Allerlei“ versus „Mia san mia“

„Leipziger Allerlei“ versus „Mia san mia“

Ausgerechnet hier im vermeintlich fremdenfeindlichen „Osten“ demonstriert und lebt RB Leipzig in vorbildlicher Weise Weltoffenheit und kulturelle Integration.

Wobei Integration nicht gemäß „gesundem Menschenverstand“ bedeuten muss, dass sich die anderen so verhalten müssen wie wir … „Leipziger Allerlei“ könnte sich auch als Synonym dafür entwickeln, dass von Verschiedenem das Beste zu einem schmackhaften und fruchtbaren Besseren gedeiht.

Der von uns geschätzte Ralf Rangnick arbeitet jedenfalls daran. Schritt für Schritt. Mit Blick auf die zuletzt durchlässige Verteidigung und die Verpflichtung eines nunmehr dritten französischen Defensivtalents will er vor dem eigenen Tor nun möglicherweise eine „Maginot-Linie“ bauen.

Falls zugleich zunehmend der Eindruck entstehen sollte, der typische Leipziger Bundesliga-Fußballer ist dunkelhäutig und spricht französisch, dann reiht sich das rund in einen langen Bogen der Tradition bis hin zur Völkerschacht 1813.

Zumindest die sächsischen Führungsverantwortlichen standen damals den Franzosen näher als der „verbündeten Reaktion“ … Ähnlich wie die Württemberger – die heute auch bei RB für die Strategie und deren Umsetzung verantwortlich zeichnen …

Dass der Finanzier zufällig in Österreich beheimatet ist, dürfte hierbei nebensächlich sein. Als überzeugter Weltbürger muss er sich in Leipzig wohlfühlen, da die „Mutter aller Messen“ wie kaum eine andere Stadt für Weltoffenheit steht und legendäre Investoren wie Seyfferth, Dufour, Heine oder Schomburgk einst ebenfalls hier wirkten. Teilweise sogar auch im Sport. Das fühlt ein Nachgeborener …

Ob Ralf Rangnick bereits in enger Verbindung mit dem Pfarrer der Französischen Kirche am Tröndlinring steht? Diese unterstreicht ähnlich wie die Via Regia die traditionsreiche wie auch ergiebige Verbindung zwischen Leipzig und Frankreich.

Ralph Hasenhüttl hatte in einem Interview bereits erklärt, dass nicht zuletzt seine mäßigen Französischkenntnisse ihn zum Abschied bewogen haben. Falls Ralf Rangnick nun nicht selbst offiziell den Posten übernimmt, weiß der neue Mann vorab um diese förderliche Kernqualifikation hinsichtlich Sprache und Mentalität.

Bayern München kehrt zurück zur seiner „Mia san mia“-Mentalität. Ob sich damit die Welt durchdringen lässt? Ein kluger „Mehr-Sterne-Koch“ könnte mit dem „Leipziger Allerlei“ auf Dauer erfolgreicher sein.

Holger Gemmer